Klosteranlage
Bald nach Gründung des Klosters Zehdenick 1250 entstand die rechteckige Saalkirche aus Granitmauerwerk mit eingezogenem Chor. Nach ihrer Zerstörung durch einen Brand 1801 wurde sie nicht mehr erneuert. Der imposante Ostflügel der Klausur stammt ebenfalls aus dieser Zeit, er ist noch in den Umfassungsmauern erhalten. Weitere Klausurbauten im Norden und Westen wurden ab dem 14. Jahrhundert errichtet. Im Nordflügel sind der Kreuzgang und gewölbte Räume erhalten, im Westen aufgehendes Mauerwerk des Kreuzganges. Das Dominatsgebäude entstand 1720/26 mit einer Erweiterung in den Jahren 1934/35.
Lage und Umgebung
Zehdenick liegt ca. 60 Kilometer nördlich von Berlin im Naturraum der Zehdenick-Spandauer Havelniederung. Wenige Kilometer östlich beginnt die Waldlandschaft der Schorfheide. Durch die Stadt fließt die Havel, die Umgebung ist geprägt von Wäldern und natürlichen Seen. Relikte der einst bedeutenden Ziegeleiindustrie um Zehdenick sind die Tonstiche und die im Ziegeleipark Mildenberg erhaltenen Industrieanlagen, die heute touristisch-museal erschlossen sind. Durch Zehdenick führt der Fernradweg Berlin-Kopenhagen und der Havel-Radweg.
Highlights
Südlich der Klausur liegt der historische Klosterfriedhof. Seit der Begründung im 13. Jahrhundert diente er als Begräbnisstätte für die Angehörigen des Klosters und später des Damenstiftes und des Amtes, bis er im 19. Jahrhundert nach und nach verwilderte und schließlich entwidmet wurde. Seit 2014 hat man die alten Wege und Grabmale restauriert. Auf dem Areal des historischen Klostergartens zur Havel hin wurde in den letzten Jahren eine Streuobstwiese mit alten Obstbaumsorten und ein klösterlicher Kräuter- und Heilpflanzengarten angelegt.
Galerie
Zehdenick liegt ungefähr 60 Kilometer nördlich von Berlin im Landkreis Oberhavel in Brandenburg. Durch die Stadt mit etwa 13.500 Einwohnern fließt malerisch die Havel. Wenige Kilometer östlich beginnt die Waldlandschaft der Schorfheide. Urkundliche Erwähnung als Cedenic erfuhr der Ort im Jahr 1216, als der Bischof von Brandenburg Besitzungen des Domkapitels bestätigte. Bereits vorher existierte jedoch an einem Übergang über die Havel auf einer Insel eine slawische Befestigung und, an deren Stelle, seit Ende des 12. Jahrhunderts eine askanische Burg, in deren Schutz sich die Siedlung entwickelte. 1281 wird sie als civitas bezeichnet. Seit 1524 war Zehdenick Mittelpunkt des gleichnamigen kurfürstlichen Amtes, das erst 1872 aufgelöst wurde. Im Jahr 1801 wütete ein verheerendes Großfeuer, dem nahezu die gesamte Stadt zum Opfer fiel. Der darauf erfolgte Wiederaufbau prägt bis heute das Stadtbild Zehdenicks.
Das landschaftliche und touristische Umfeld ist bestimmt durch die Attraktivität des Naturraumes der Zehdenick-Spandauer Havelniederung mit der oberen Havel, vielen Wäldern und natürlichen Seen, aber auch durch eine Vielzahl künstlicher Tonstiche. Der Fernradweg Berlin-Kopenhagen führt ebenso wie der Havel-Radweg durch die Stadt. Ein touristischer Anziehungspunkt ist der Ziegeleipark im Ortsteil Mildenberg, der mit musealen und erlebnisorientierten Angeboten die industriegeschichtliche Bedeutung der Ziegeleiindustrie um Zehdenick thematisiert. In Zehdenick selber beleuchtet das Schiffermuseum (in einem alten Havelschiff) die Entwicklung von Handel und Verkehr auf der Havel. Im ehemaligen Kloster und in der Klosterscheune können Konzerte, Ausstellungen und Lesungen besucht werden.
Eng verbunden mit dem Namen der Stadt und der Geschichte des Klosters ist das sogenannte Zehdenicker Altartuch. Es handelt sich dabei um eine Decke mit einer Breite von ca. 379 cm und einer Höhe von ca. 165 cm, die aus im Wechsel angeordneten bestickten Leinensternen und Feldern aus Filetgrund mit ornamentaler und figürlicher Stickerei besteht und von einer Bordüre mit Schriftzeilen und Büsten umfasst ist. Bemerkenswert sind insbesondere die 76 Leinensterne, auf denen in qualitätsvoller Stickarbeit Szenen aus dem Leben Jesu und dem Marienleben dargestellt sind. Das Tuch, das heute in der Berliner Nikolaikirche ausgestellt ist, zählt zu den größten szenischen Zyklen und hervorragendsten Zeugnissen mittelalterlicher Textilkunst. Die Entstehungszeit des Zehdenicker Altartuches liegt um 1300 und seine Herstellung im Kloster Zehdenick selbst ist anzunehmen.
Das Kloster Zehdenick wurde wohl ab 1250 südöstlich der Stadt am Ufer der Havel errichtet. Über die Baugeschichte sind kaum Nachrichten erhalten, doch scheint die materielle Ausstattung der Stiftung durch die askanischen Markgrafen nicht üppig gewesen zu sein, so dass mehrere Ablässe zur Unterstützung des Kirchen- und Klosterbaus vonnöten waren.
Von der Klosterkirche an der Südseite der Klausur, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach in kriegerischen Auseinandersetzungen und durch Brände in Mitleidenschaft geraten war und durch den großen Stadtbrand von 1801 endgültig zerstört wurde, sind nur noch Reste des Ostabschlusses und der Nordwand erhalten. Es handelte sich um einen Saalbau aus Granitquadern mit einem eingezogenem rechteckigen Chor. Die Gesamtlänge betrug ca. 39 Meter, die Breite 14 Meter. Das Langhaus war vermutlich flach oder durch ein Tonnengewölbe gedeckt. Ein Stich von Matthäus Merian aus der Mitte des 17. Jahrhunderts aus nordöstlicher Perspektive, der uns heute einen Eindruck der Klosteranlage und der Wirtschaftsbauten noch vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges vermittelt, zeigt von der Kirche nur ein spitz zulaufendes Satteldach mit einem schlanken Dachreiter und einem kleinen Glockengiebel im Westen.
Von beeindruckender Größe ist die Ruine des aus dem 13. Jahrhundert stammenden und ebenfalls aus Granitmauerwerk errichteten Ostflügels der Klausur, von dem die Umfassungsmauern erhalten sind. Der Bau wird, zumindest in der Anfangszeit, wichtigen Funktionen des klösterlichen Lebens Raum geboten haben. So ist im Obergeschoss das Dormitorium zu vermuten, im Südteil des Gebäudes befand sich wohl der Kapitelsaal, im nördlichen Bereich ist ein Kamin nachgewiesen.
Nord- und Westflügel der Klausur entstanden ab der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Hier fanden, im Unterschied zu den Gebäuden aus der Zeit der Klostergründung, auch Backsteine Verwendung. Der nördliche Kreuzgangflügel und die Räume im Untergeschoss des anschließenden Konventsgebäudes verfügen über bemerkenswerte Kreuzrippengewölbe. Vom westlichen Teil der Klausur bestehen noch Ost- und Westwand des Kreuzganges, das daran anschließende Gebäude ist nicht erhalten.
Südwestlich der inneren Klausur befindet sich ein stattliches Feldsteingebäude, das im 14. oder 15. Jahrhundert seine jetzige Form erhielt und als Klosterscheune bekannt ist. Im Mittelalter könnte es als Schule oder Pilgerunterkunft gedient haben.
Das sogenannte Dominatsgebäude entstand nach 1801 im Bereich zwischen der ehemaligen Klosterkirche und dem Ostflügel der Klausur. In die Westwand des zweigeschossigen Putzbaus sind Teile der östlichen Wand der Klosterkirche einbezogen. Westlich der Klausur befand sich der Wirtschaftshof. Der historische Friedhof südlich der Klausur wird seit 2014 nach historischem Vorbild wieder hergerichtet, auf dem Areal des ehemalige Klostergartens im Norden entsteht eine Streuobstwiese.
Im Jahr 1254 bestätigte Papst Alexander IV. die Stiftung eines Klosters durch die askanischen Markgrafen von Brandenburg Johann I. und Otto III. und deren Schwester Mechthild an einem Burgort, der bereits 1216 als Cedenic bekannt war. Der Legende nach vergrub eine Wirtin dort eine Hostie, um ihren Bierausschank zu befördern. Nachdem sie ihrem Beichtvater den Frevel gestanden hatte, ließ dieser die Hostie umgehend wieder ausgraben. Um sie herum soll die Erde vom Blut Christi getränkt gewesen sein. Infolge dieser Wunderbluterscheinung, die bald von zahlreichen Wallfahrern besucht wurde, entstand zunächst eine kleine Kapelle und wohl ab 1250 ein Kloster, dessen Gründungsurkunde nicht erhalten ist. Hier wurden Nonnen angesiedelt, die nach zisterzienserischen Regeln lebten. Kirchenrechtlich unterstand das Kloster dem Bischof von Brandenburg. Im Jahr 1289 wurde es der Heiligen Jungfrau Maria und dem Heiligen Georg geweiht, in einer Urkunde von 1409 jedoch als “Kloster zum Heiligen Kreuz” bezeichnet. Der genaue Zeitpunkt und der Grund für diese Erweiterung des Patroziniums sind nicht überliefert.
Nach dem Erlöschen der Herrschaft der Askanier über die Mark Brandenburg im Jahr 1320 wechselten die weltlichen Herren, die Einfluss auf die Geschicke des Klosters Zehdenick im Grenzbereich zwischen Brandenburg, Mecklenburg und Pommern ausübten, häufig. Zahlreiche Nachrichten von räuberischen Überfällen und wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen lassen auf eine bewegte Geschichte des Klosters in dieser Zeit schließen.
Infolge der Einführung der Reformation in Brandenburg wurde 1541 das Kloster Zehdenick mit zu diesem Zeitpunkt etwa 50 Nonnen in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Die adligen Stiftsdamen erhielten geregelte Einkünfte, die Klostergüter wurden säkularisiert und in ein kurfürstliches Amt überführt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Zehdenick mehrfach von Überfällen und Besetzungen heimgesucht, spätestens im Jahr 1638 erlitt auch das Kloster erhebliche Zerstörungen. Die Klosterkirche wurde 1649 wieder aufgebaut, andere Teile der Klosteranlage gab man zum Abbruch frei, sie dienten u.a. dem Bau von Schloss Oranienburg. In der Folgezeit wüteten in Zehdenick immer wieder verheerende Brände, dem von 1801 fiel auch die Klosterkirche zum Opfer.
Das evangelische Damenstift bestand über diese bewegten Zeiten hinaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg unterstellt. Die letzte Stiftsdame starb 1970. Heute verwaltet die rechtlich selbständige kirchliche Stiftung “Evangelisches Stift Kloster Zehdenick”, die von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz beaufsichtigt wird, das ehemalige Kloster, in dem kirchennahe Menschen wohnen und kulturelle und kirchliche Institutionen eine Wirkungsstätte haben.
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