Klosteranlage

Neben der Klosterkirche und dem Refektorium, dem Speisesaal der Mönche, sind von der ehemaligen Klosteranlage Dobrilugk noch Reste der Bausubstanz des Abthauses im Keller und Erdgeschoss von Schloss Doberlug erhalten; ebenso die Klosterkirche St. Marien, eine der frĂŒhesten gewölbten Zisterzienserbauten in Brandenburg. Von den barocken Einbauten sind noch die Orgelempore und die FĂŒrstenloge vorhanden. Die farbige Ausmalung, die Verglasung und das ChorgestĂŒhl im Renaissancestil entstanden dagegen erst im Rahmen der Kirchenrestaurierung 1905-1909.
Lage und Umgebung

Im SĂŒdwesten Brandenburgs in den Niederungen der Kleinen Elster gelegen, befindet sich das ehemalige Zisterzienserkloster Dobrilugk in unmittelbarer NĂ€he des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft. Die im August purpurn blĂŒhenden Wiesen sind Lebensraum zahlreicher seltener Vogelarten.
Highlights

Die Doppelstadt Doberlug-Kirchhain mit ihrem Schloss, dem Renaissance-Rathaus der Klosterkirche St. Marien und dem einzigen WeiĂgerbermuseum Europas bieten Besuchern Baukunst von der Romanik bis zum Barock. In den zur Jahrtausendwende sanierten RĂ€umen des Schlosses und des Refektoriums finden Ausstellungen und Kulturveranstaltungen statt. Im Umland lassen sich auf Kremserfahrten und Fahrradtouren die Niederlausitzer Heidelandschaft und der âKleine Spreewaldâ erkunden.
Galerie
Das ehemalige Zisterzienserkloster Dobrilugk
Umgeben von der Heidelandschaft
Im SĂŒdwesten Brandenburgs, in den Niederungen der Kleinen Elster, wurden 1950 die eigenstĂ€ndigen Ortschaften Doberlug und Kirchhain zu einer Doppelstadt vereint. Kirchhain hatte sich ĂŒber die Jahrhunderte seit dem Mittelalter von einem Klosterdorf zu einer Gerberstadt entwickelt und prĂ€sentiert sich heute mit seiner Stadtkirche, dem Marktplatz mit Renaissance-Rathaus und dem einzigen WeiĂgerber-Museum Deutschlands. Die Klosterkirche Sankt-Marien, das Schloss und die barocke, Planstadt des sĂŒdlichen Stadtteils Doberlug bieten Besuchern Baukunst von der Romanik bis zum Barock.[1]
Der Name âDoberlugâ hat seinen Ursprung im sorbischen Dobry Ćug und bedeutet âgutes Wiesenlandâ.[2] Eine Bezeichnung die fĂŒr eine Stadt in der Niederlausitz, deren Heidelandschaft sich Ende August in ein purpurnes BlĂŒtenmeer verwandelt, nicht passender gewĂ€hlt sein könnte. Es sind Calluna-Heiden, die sich durch eine 30jĂ€hrige militĂ€rische Nutzung herausgebildet haben und fĂŒr den heutigen Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft namensgebend waren. Wo frĂŒher Panzer rollten helfen heute zĂŒnftig gekleidete SchĂ€fer mit ihren Heidschnuckenherden das Zuwachsen der Heide zu verhindern, die Lebensraum zahlreicher seltener Vogelarten ist. Auf Kremserfahrten und Radtouren lĂ€sst sich in der Niederlausitz aber nicht nur gutes Wiesenland erkunden. Blaubeerreiche WĂ€lder, romantische Streuobstwiesen und sagenhafte Moorlandschaften bereichern ebenso die Landschaft wie die in rekultivierten Tagebaurestlöchern entstandenen Naherholungsgebiete und der âKleine Spreewaldâ am Zusammenfluss der Schwarzen und der Kleinen Elster.[3]
Umsungen im Vokalspiel
Der Name Dobraluh wurde erstmals in der Chronik des Thietmar von Merseburg im Zusammenhang mit dem Heerzug Heinrichs II. im 11. Jahrhundert erwĂ€hnt.[4] Er bezeichnete jedoch keine Siedlung, sondern eine groĂrĂ€umige Lichtung in den unermesslichen WĂ€ldern, auf welcher ein guter Ăbergang durch die Niederungen der Kleinen Elster möglich war. Diesen Ort wĂ€hlte der Wettiner Dietrich von Landsberg, Markgraf der Ostmark, fĂŒr eine Niederlassung der Zisterziensermönche, die sich Mitte des 12. Jahrhunderts hier ansiedelten. Tradiert wird der 01. Mai 1165 als GrĂŒndungsdatum.[5] Zwar fehlt eine GrĂŒndungsurkunde, ein lyrisches Zeugnis aus der GrĂŒndungsphase des Klosters ist der Nachwelt jedoch erhalten geblieben.
Der mittelalterliche MinnesĂ€nger Walther von der Vogelweide, im Winter 1210 zur UntĂ€tigkeit gezwungen und aufs Strohlager geworfen, wĂŒnschte sich in einem Vokalspiel den Sommer herbei und die Arbeit an frischer Luft: âDurch mein Liegen bin ich trĂ€ge geworden wie eine Sau. Mein glattes Haar ist mir struppig geworden. Lieber Sommer, wo bist du? Wahrhaftig, lieber sĂ€he ich Feldbestellung. Ehe ich in solcher Falle lange eingeklemmt sein möchte wie jetzt, wĂŒrde ich lieber Mönch in Dobrilugk.â[6]
Quellen - Bitte hier klicken
FuĂnoten:
- SCHULZ, Horst: Schlösser und GÀrten in der Mark. Doberlug-Kirchhain. Berlin 2000, S. 1; http://www.doberlug-kirchhain.de/seite/176917/idealstadt-doberlug.html.
- KĂRNER, Siegfried: Ortsnamenbuch der Niederlausitz. Berlin 1993, S. 141.
- Zum Naturpark Niederlausitzer vgl. http://www.naturpark-nlh.de; http://www.reiseland-brandenburg.de/themen/natur/nationale-naturlandschaften/naturpark-niederlausitzer-heidelandschaft.html; http://www.elbe-elster-land.de/de/land-natur/natur-erleben/artikel-naturpark-niederlausitzer-heidelandschaft.html. Einen einfĂŒhrenden Vorabeindruck und eine Ăbersichtskarte bietet das Faltblatt des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft: http://naturpark-nlh.de/fileadmin/Naturpark_Niederlausitz/photos/Downloads/Basisfaltblatt_NPNLH_2010.pdf .
- MERSEBURGENSIS, Thietmar: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Nach der Ăbersetzung von J. C. M. LAURENT, J. STREBITZ und W. WATTENBACH. Neu ĂŒbertragen und bearbeitet und von Robert HOLTZMANN. Halle 2007, S. 130 [Buch VI, 22.].
- LEHMANN, Rudolf: Die Àltere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz. Kirchhain 1917, S. 14f.; SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 1.
- Im Original: âIch bin verlegen als ein sĂ»:/ mĂźn slehn hĂąr ist mit worden rĂ»./ sĂŒezer sumer, wĂą bist dĂ»? JĂą saehe ich gerner veltgebĂ»./ Ă deich lange in selher drĂ»/ beklemmet waere als ich bin nĂ», ich wurde ĂȘ mĂŒnch ze ToberlĂ»â (VOGELWEIDE, Walther von der: Vokalspiel [1210]. In: ders.: Die Gedichte Walthers von der Vogelweide. Urtext mit ProsaĂŒbersetzung von Hans BĂHM. Berlin 1964, S. 120-126, Zitat S.122f.).
Quellen:
- KĂRNER, Siegfried: Ortsnamenbuch der Niederlausitz. Berlin 1993.
- LEHMANN, Rudolf: Die Àltere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz. Kirchhain 1917.
- MERSEBURGENSIS, Thietmar: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Nach der Ăbersetzung von J. C. M. Laurent, J. Strebitzki und W. Wattenbach. Neu ĂŒbertragen und bearbeitet und von Robert Holtzmann. Halle 2007.
- SCHULZ, Horst: Schlösser und GÀrten in der Mark. Doberlug-Kirchhain. Berlin 2000.
- VOGELWEIDE, Walther von der: Die Gedichte Walthers von der Vogelweide. Urtext mit ProsaĂŒbersetzung von Hans BĂHM. Berlin 1964.
- http://www.doberlug-kirchhain.de
- http://www.naturpark-nlh.de/
- http://www.elbe-elster-land.de/de/land-natur/natur-erleben/artikel-naturpark-niederlausitzer-heidelandschaft.html
- http://www.klosterkirchengemeinden-doberlug.de
Die Klosteranlage
Anlage und Nutzung der ehemaligen KlostergebÀude
Neben der Klosterkirche und dem ĂŒberformten zweischiffigen Refektorium, dem Speisesaal der Mönche, sind vor der ehemaligen Klosteranlage Dobrilugk heute nur noch Reste der Bausubstanz des Abthauses im Keller des WestflĂŒgels und im Erdgeschoss des NordflĂŒgels von Schloss Dobrilug erhalten. Das Abthaus lag im SĂŒdosten der sich sĂŒdlich an die Klosterkirche anschlieĂenden KlausurgebĂ€ude. Vom OstflĂŒgel, der eigentlichen Klausur, blieb nach dem Brand 1852 nur die an das Querschiff der Klosterkirche angelehnte kreuzgratgewölbte Sakristei erhalten, an die sich der Kapitelsaal und die ArbeitsrĂ€ume der Mönche anschlossen. ZunĂ€chst das Auditorium, Ort fĂŒr Hand- und Schreibarbeiten, gefolgt von einem Durchgang zum Klosterhospital (Infirmarium), einem weiteren allgemeinen Arbeitsraum (Camera), an den sich der Karzer (Arestzelle) und das Kalefactorium, die WĂ€rmestube der Mönche, anschlossen. Auch im KonversenflĂŒgel im Westen der Anlage folgte die Raumaufteilung dem Prinzip, profan genutzte RĂ€umlichkeiten möglichst weit von der Kirche entfernt einzurichten. Der WestflĂŒgel gliederte sich von Norden nach SĂŒden in den Tagesraum und den Speisesaal der Konversen, gefolgt von LagerrĂ€umen (Cellarium), einer eigenen Schreibstube und der KĂŒche. Bei archĂ€ologische Ausgrabungen konnten im Jahr 2000 Reste des 1670 abgerissenen Kreuzganges mit einer Breite von 4 m ermittelt werden.[1]
Die Klosterkirche
Neben Lehnin und Altzella ist die Klosterkirche St. Marien eine der frĂŒhesten gewölbten Zisterzienserbauten im heutigen Land Brandenburg. Die kreuzförmige Pfeilerbasilika wurde aus Backstein errichtet und umfasst ein fĂŒnfjochiges Langhaus mit ausgeschiedener Vierung und einen annĂ€hernd quadratischen Chor mit kaum eingezogener Apsis.[2] WĂ€hrend die Gliederung der halbkreisförmigen Hauptapsis mit ihren drei Rundbogenfenstern am AuĂenbau typische romanische Formen in der Gesims- und Frieszone und im Inneren eine Gestaltung mit HalbsĂ€ulen und WĂŒrfelkapitellen aufweist, sind die Fenster des Langhauses barock verĂ€ndert.[3] Von den barocken Einbauten sind die Orgelempore von 1670 und die in den 1670er Jahren im sĂŒdlichen Kreuzarm eingebrachte FĂŒrstenloge erhalten.
Die farbige Ausmalung, die Verglasung und das ChorgestĂŒhl in frĂŒhbarockem bzw. Renaissancestil entstanden dagegen erst im Rahmen der Kirchenrestaurierung 1905 nach EntwĂŒrfen von Carl Weber.[4] WĂ€hrend der Restaurierungsarbeiten wurden Reste des romanischen SchmuckfuĂbodens und die Fundamente der einstmals nördlich und sĂŒdlich angefĂŒgten Nebenchöre wiederentdeckt mit deren Abriss 1622 eine Besonderheit der Zisterziensischen Architektur verloren ging, vor allem, weil die Chöre vermutlich doppelstöckig waren.[5]
Mit dem Abschluss der Sanierungarbeiten 1909 erhielt St. Marien ihre heutige liturgische Ausstattung; neben Orgel, Kanzel und Taufe, vor allem den ursprĂŒnglich aus der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Senftenberg stammenden Hauptaltar (Mitte 18. Jahrhundert), den Passionsaltar mit der Darstellung der GeiĂelung in der Sakristei sowie die Schnitzfigur der Mondsichelmadonna (Ende 15. Jahrhundert). Im nördlichen Querschiff sind Epitaphe und GrabdenkmĂ€ler des 17. und 18. Jahrhunderts zu besichtigen.[6]
Quellen - Bitte hier klicken
FuĂnoten:
- SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 432; LEHMANN: Àltere Geschichte, S. 111f.
- Schrage gibt die MaĂe mit LĂ€nge ca. 64 m; Mittelschiff ca. 8,2 m breit und 18,6m hoch an; SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S.431.
- SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 15.
- 1906-08 entstand auch kursĂ€chsische Doppelwappen des GrĂŒnders der Schlosskirche, Herzog Christian I. am Apsisbogen; vgl. SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 15f.
- ebd. S. 14; SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 432. Der heute vor allem im Chor sichtbare FuĂboden ist Resultat von Neuverlegung originaler romanischer und wohl nachgebrannter Schmucksteine; vgl. ebd., S. 433.
- SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S.432f. Das groĂe Doppeldenkmal des Erbauers des ersten Schlosses Heinrich von Gersdorff (+1557) und seiner Frau Mechelt (+1554) wird nicht in St. Marien sondern in der Gersdorfschen Gruft in der Kirchhainer Stadtkirche aufbewahrt; SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S.16.
Quellen:
- LEHMANN, Rudolf: Die Àltere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz. Kirchhain 1917.
- SCHRAGE, Gertraud E.: Dobrilugk. Zisterzienser, In: HEIMANN, Heinz-Dieter/ NEITMANN, Klaus/ SCHICH, Winfried (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Bd. 1 Berlin 2007, S. 425-442.
- SCHULZ, Horst: Schlösser und GÀrten in der Mark. Doberlug-Kirchhain. Berlin 2000.
Lage und Umgebung
Niederlausitzer Heidelandschaft
Doberlug-Kirchhain ist eine Doppelstadt und liegt zentral im Landkreis Elbe-Elster im SĂŒden Brandenburgs. Nördlich der Stadt liegt der 484 kmÂČ umfassende Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Die Kleine Elster durchquert die Stadt von Nordosten nach SĂŒdwesten. Die Umgebung der Stadt ist sehr grĂŒn, unter anderem wird sie durch den Doberluger Forst und Baggerseen (Hennersdorf) geprĂ€gt.
Die Stadt ist von Berlin (112 km), Dresden (78 km), Leipzig (99 km) und Cottbus (63 km) mit dem Zug erreichbar.
Weitere Informationen zur Lage und Umgebung finden Sie HIER. AusfĂŒhrliche Informationen folgen in KĂŒrze.
Quellen - Bitte hier klicken
- BADSTĂBNER, Ernst: Brandenburg. Das Land um Berlin â Kunst und Geschichte zwischen Elbe und Oder. Köln 2000.
- www.barnim.de
- www.dhm.de/ausstellungen/burg-und-herrschaft/brandenburg/start.htm
- www.eberswalde.de
- www.oderberg.info
- www.schiffshebewerkndf.de
- www.schorfheide-chorin.de
- www.uckermark.de
Touristisches Angebot
Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft
Das ehemalige Zisterzienserkloster Dobrilugk liegt mitten im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. ErgĂ€nzend zur 1. Brandenburgischen Landesausstellung im Jahr 2014 machen verschiedene Angebote diese Kultur- und Naturlandschaften rund um Doberlug-Kirchhain erlebbar. Zum Beispiel kann man “Auf den Spuren der Mönche von Dobrilugk” wandern und endtecken, wie die Mönche die Gegend ums Kloster urbar gemacht und bewirtschaftet haben.
1. Brandenburgische Landesausstellung
Die Erste Brandenburgische Landesausstellung wird im Jahr 2014 in der Doppelstadt Doberlug-Kirchhain auf dem ehemaligen KlostergelĂ€nde stattfinden, einem fĂŒr das Thema der groĂen Ausstellung authentischen Ort.
“Als weltweit erste kulturhistorische Ausstellung wird die Erste Brandenburgische Landesausstellung die spannungsreiche Beziehungsgeschichte der NachbarlĂ€nder PreuĂen und Sachsen erzĂ€hlen. Diese war von kulturellem und wirtschaftlichem Austausch bestimmt, doch auch von RivalitĂ€t bis hin zu offener Feindschaft. HochkarĂ€tige Kunstwerke, einmalige Geschichtszeugnisse und mediale Anwendungen lassen Szenen der wechselvollen preuĂisch-sĂ€chsischen »Beziehungskiste« lebendig werden. Im Mittelpunkt steht die Zeit von der Mitte des 17. bis zum 19. Jahrhundert. […] Schauplatz und zugleich HerzstĂŒck der Ausstellung ist Schloss Doberlug, das ehemals zum Besitz der KurfĂŒrsten von Sachsen zĂ€hlte. Mit der Landesausstellung wird das sorgfĂ€ltig sanierte Renaissanceschloss, die »sĂ€chsische Perle Brandenburgs«, erstmals wieder der Ăffentlichkeit zugĂ€nglich gemacht.” (Quelle)
Geschichte
Das Kloster in vorreformatorischer Zeit
Es ist kein romantisiertes Bild des mittelalterlichen Klosterlebens, wenn von der Vogelweide das Mönchsdasein in Dobrilugk dem harten Winter und einem Lager von Stroh vorzieht. Die Zisterzienser, die 1165 aus Volkerode in ThĂŒringen nach Dobrilugk aufbrachen, um hier die Ă€lteste Zisterze im heutigen Land Brandenburg zu grĂŒnden, fanden ein sumpfiges und von zahlreichen BĂ€chen durchzogenes Gebiet vor, das sie in den folgenden Jahrzehnten in entbehrungsreicher Arbeit urbar zu machen begannen.[1] Mit ihnen kamen deutsche Siedler aus dem Westen, die gemeinsam mit sorbischen Bauern Dörfer im Umkreis des Klosters grĂŒndeten.
Nachdem die SlaweneinfĂ€lle der Jahre 1178-1180 eine kontinuierliche Bau- und SiedlungstĂ€tigkeit verzögert hatten,[2] entstanden seit 1184 neben den Arbeiten an der Klosterkirche und der Klausur ein Viehhof, die KlostermĂŒhle und weitere WirtschaftsgebĂ€ude, darunter Back- und Brauhaus, Stutenhof, Fischerstube und Schmiede, GĂ€rten und SchĂ€fereien. Vorkommen von Ziegelerde begĂŒnstigten die Errichtung von BacksteingebĂ€uden, sodass bereits 1209, im Jahr der Beisetzung der MarkgrĂ€fin Elisabeth von MeiĂen, Apsis und Teile des Kirchenschiffes fertiggestellt gewesen sein mĂŒssen.[3]
GroĂzĂŒgige Stiftungen mehrten den Besitz des Klosters,[4] zu dem im 13. Jahrhundert 18 Dörfer, zahlreiche MĂŒhlen, ein Weinberg und die HĂ€lfte der Markgrafenheide sĂŒdöstlich des Klostergebiets gehörten. Die klösterliche Eigenwirtschaft sowie die Verlehnung von Klosterdörfern ermöglichten es den Mönchen, ab der zweiten HĂ€lfte des 14. Jahrhunderts umfangreiche Zins- und GeldgeschĂ€fte zu betreiben.[5] Nichtsdestotrotz blieb das Leben rau und das Kloster zahlreichen BedrĂ€ngungen ausgesetzt: 1318 beteiligte sich der Abt Ulrich von Dobrilugk an der Ermordung des Burggrafen Hermann von GolĂen. Zwischen 1404 und 1410 wurde das Klostergebiet durch Gefolgsleute der Quitzows heimgesucht und verwĂŒstet. 1528 ĂŒberfiel Nickel von Minckwitz das Klostergebiet und richtete erheblichen Schaden an.[6] Er war der erste Vorbote der nahenden Reformation.
Das Kloster seit der Reformation bis Heute
Im August 1541 lieĂ der protestantische KurfĂŒrst Johann Friedrich von Sachsen das zum katholischen Böhmen gehörende Kloster besetzen und sorgte fĂŒr die Aufhebung des Konvents im darauffolgenden Jahr.[7]
1551 gelangten die Herren von Gersdorf in den Besitz des verpfĂ€ndeten Klosters. WĂ€hrend ihnen die KonventsgebĂ€ude als Viehstall und GefĂ€ngnis dienten,[8] begannen sie das sĂŒdöstlich von Klausur und Kirche gelegene Abthaus zu einem kleinen Wasserschloss im Renaissance-Stil umzubauen, welches aber erst 1676 unter der Herrschaft Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg fertiggestellt werden konnte.[9]
Unter seiner Regentschaft wurde 1673-1676 auch die im Schmalkaldischen Krieg 1546 geplĂŒnderte und im 30jĂ€hrigen Krieg erheblich zerstörte Klosterkirche zur Hof- und Schlosskirche umgebaut und 1676 neu geweiht. Nachdem KurfĂŒrst Johann Georg I. die Herrschaft Dobrilugk 1624 in ein Amt umwandelte dienten die KlostergebĂ€ude Verwaltungszwecken. Ein Brand im November 1852 zerstörte schlieĂlich die Anlage, nur das Refektorium im SĂŒdflĂŒgel und die Kirche blieben vom Feuer verschont.[10] 1945 fungierte das Schloss als Unterkunft sowjetischer Truppen und FlĂŒchtlinge. 1956-1989 nutzte die Nationale Volksarmee das Schloss als Kaserne und das ehemalige Refektorium als Kulturhaus. Auf dem GelĂ€nde entstanden Garagen, WerkstĂ€tten, LagergebĂ€ude und Sozialeinrichtungen, die seit 1996 ebenso mĂŒhsam abgetragen werden mussten wie die Betonschicht ĂŒber Park- und RasenflĂ€chen.[11]
WĂ€hrend der Förderverein SchloĂ Doberlug e.V. sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung fĂŒr notwendige Sanierungs- und RestaurierungsmaĂnahmen stark machte, in deren Rahmen 1997-1999 der Schlosshof neu gepflastert und die RĂ€ume des Schlosses und des Refektoriums fĂŒr Ausstellungen und Veranstaltungen hergerichtet werden konnten,[12] hĂ€lt in der Klosterkirche St. Marien die Gemeinschaft der Evangelischen Zisterzienser-Erben in Deutschland das geistliche Erbe der Zisterzienser wach.[13] 1905-1909 tiefgreifend restauriert und seit Mitte der 1990er Jahre unter Begleitung von Restauratoren und ArchĂ€ologen nochmals grundsaniert, dient sie der evangelischen Kirchengemeinde des Ortsteils Doberlug als Gotteshaus.[14]
Quellen - Bitte hier klicken
FuĂnoten:
- LEHMANN: Àltere Geschichte, S.21, S. 70 und S. 74f.; SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 4.
- LEHMANN: Àltere Geschichte, S. 17; SCHRAGE, Gertraud E.: Dobrilugk. Zisterzienser, In: HEIMANN, Heinz-Dieter/ NEITMANN, Klaus/ SCHICH, Winfried (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Bd. 1 Berlin 2007, S. 425-442.
- Diese Annahme basiert auf der Tatsache, dass weltliche Personen nicht im Chor bestattet werden durften. Vgl. LEHMANN: Àltere Geschichte, S. 94 und S. 110; SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 429 und S. 431.
- Stiftungen dienten nicht nur dem materiellen, sondern auch dem leiblichen Wohl des Konvents. WĂ€hrend im Klosteralltag der Genuss von Fleisch, Fett, fremde GewĂŒrze â vor allem Pfeffer â verboten war, aber auch Fisch, Eier, Milch und KĂ€se nicht auf die Speisekarte gehörten, konnten Stiftungen den Mönchen sogenannte Pitanzien, also Extraspeisen, verschaffen. So bestimmte Otto IV. von Ileburg 1297 u.a., dass nach seinem Ableben sein Todestag jĂ€hrlich mit einem bonum servitium gefeiert werden solle, das aus Wein, Met oder Luckauer Bier, Dreikornbrot, frischer Butter, Eiern und Fischen bestand. Vgl. Urkunde Otto des IV. von Ileburg [23.07.1297]. In: LEHMANN, Rudolf (Hrsg.): Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk und seiner Besitzungen. Leipzig/ Dresden 1941, Nr. 91, S. 82f.; LEHMANN: Ă€ltere Geschichte, S. 104-106.
- AusfĂŒhrlich zum Klosterbesitz und der Wirtschaftsordnung vgl. LEHMANN: Ă€ltere Geschichte, S. 27-35 und S. 61-96) Ebd. auch ein Verzeichnis der Dobrilugker Mönche und Ăbte von 1202-1368 (ebd. S. 97-102). Schrage fĂŒhrt Belege an, dass Dobrilugk selbst in Zeiten der Regression erfolgreiche GeschĂ€fte abschloss. Erst Geldforderungen König Ferdinands, der 1534 zur UnterstĂŒtzung seiner TĂŒrkenabwehr die damals ungeheure Summe von 4.300 Rheinischen Goldgulden vom Dobrilugker Konvent forderte, der dazu eine Reihe von Dörfern verpfĂ€nden und bei verschiedenen Personen Kredite aufnehmen musste, stĂŒrzten Dobrilugk in Finanzkrise; vgl. SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 426 und S. 429; LEHMANN: Ă€ltere Geschichte, S. 39f.
- SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 425f. Wegen der unsicherer politischen Lage floh Abt Heinrich Monch 1534 aus Dobrilugk und nahm neben zwei dutzend Pferden auch RĂŒstungen und wertvolle Kleinodien mit (u.a. eine silberne mit Perlen und Edelsteinen besetzte Monstranz, zwei groĂe silberne Siegel der Abtei, eine groĂe Petschaft, einen silbervergoldeten Bischofsstab, fĂŒnf Ringe, eine vergoldete Schale, zwei vergoldete Kelche mit Patenen und einige Heiligenstatuen (vgl. ebd., S. 433).
- Nach langwierigen Verhandlungen ging der sĂ€kularisierte und zur Herrschaft Dobrilugk erhobene Klosterbesitz, zu dem im Jahr 1542 29 Ortschaften gehörten, an Böhmen zurĂŒck; vgl. SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 4.
- SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 427. Die Kapelle in der sich ursprĂŒnglich die Grablege der Herren von Köckeritz befand wurde als Hundezwinger genutzt. Auch einige Wettiner wurden in Dobrilugk bestattet, von deren GrĂ€bern heute ebenso nichts mehr erhalten ist (ebd. S. 431 und S. 433) In den RĂ€umlichkeiten, die Mitte des 15. Jahrhunderts die Klosterbibliothek mit einer bedeutenden Sammlung von Schriften beherbergten, befanden sich bereits 1551 keine BĂŒcher mehr. Sie wurden in eine Getreidekammer umgewandelt (ebd. S. 435). Der Friedhof des Klosters, an der Nordseite der Kirche gelegen, wurde zeitgleich mit Bauarbeiten am Schloss zum Lustgarten mit Orangerie und GewĂ€chshaus umgestaltet (SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 13).
- Zur 125jĂ€hrigen Baugeschichte des Schlosses vgl. SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 4-6. Eine ausfĂŒhrliche Baubeschreibung der kastellartigen vierflĂŒgeligen Schlossanlage ebd. S. 7-10.
- Durch die SelbstentzĂŒndung von TorfvorrĂ€ten brannten der Mönchs- und KonversenflĂŒgel ab. Nur das Refektorium und die Klosterkirche konnten gerettet werden; vgl. SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 15. Nach dem Brand wurden die Reste des Ost- und WestflĂŒgels zur Steingewinnung abgetragen. Auch die Fundamente wurden weitgehend ausgerĂ€umt; vgl. SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 427 und S. 432.
- Insgesamt wurden 5000 t Beton und Mauerwerk abgebrochen und recycelt; vgl. SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 20.
- SCHULZ: Doberlug-Kirchhain, S. 21. Im Sommer 2014 findet in Schloss Doberlug unter dem Titel âWo PreuĂen Sachsen kĂŒsst. PreuĂen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaftâ die erste Brandenburgische Landesaustellung statt: http://www.brandenburgische-landesausstellung.de/Ausstellung.html .
- RegelmĂ€Ăige Jahrestreffen, so 2000 in Doberlug, fördern die Zusammenarbeit von evangelischen Kirchengemeinden, Klöstern, Konventen und KommunitĂ€ten an Zisterzienserkirchen in ganz Deutschland. Im Jahr 2015 findet das 23. Jahrestreffen in Doberlug statt; vgl. http://www.evangelische-zisterzienser-erben.de .
- SCHRAGE: Zisterzienser. In: HEIMANN/ NEITMANN/ SCHICH (Hrsg.): Klosterbuch, Bd. 1, S. 432.
Quellen:
- LEHMANN, Rudolf: Die Àltere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz. Kirchhain 1917.
- LEHMANN, Rudolf (Hrsg.): Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk und seiner Besitzungen. Leipzig/ Dresden 1941.
- SCHRAGE, Gertraud E.: Dobrilugk. Zisterzienser, Bau- und Kunstgeschichte. In: HEIMANN, Heinz-Dieter/ NEITMANN, Klaus/ SCHICH, Winfried u.a.(Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin 2007, S. 425-442.
- SCHULZ, Horst: Schlösser und GÀrten in der Mark. Doberlug-Kirchhain. Berlin 2000.
- http://www.evangelische-zisterzienser-erben.de.
- http://www.brandenburgische-landesausstellung.de/Ausstellung.html .
Kontakt
Touristinformation
Schlossplatz 1
03253 Doberlug-Kirchhain
touristinfo@doberlug-kirchhain.de | |
Telefon | +49 (0)35322 â 688850 oder 6888512 |
Internet | www.doberlug-kirchhain.de |
Internet | www.klosterkirchengemeinden-doberlug.de |