Experte

Dr. Felicitas von Aretin
Dr. Felicitas von Aretin - Journalistin / Historikerin / Buchautorin
Im Rahmen der Staffel „Transformation – Kunst und Kunsthandwerk in Klöstern“ konnten die Gäste in die facettenreiche Welt der Klosterkultur eintauchen. Von der Buchbinderei über den Kunstverlag bis hin zur Paramentik – die Reihe bot einen einzigartigen Einblick in die Vielfalt klösterlicher Kunstformen und Handwerkskunst. Unsere KLOSTERLAND-Mitglied Dr. Felicitas von Aretin, Journalistin und Buchautorin, führte durch die Abende und ließ gemeinsam mit ihren Gästen, die aus verschiedenen Klöstern stammten, die faszinierenden Facetten dieser Kultur lebendig werden.
mit Beate Baberske, künstlerische Leiterin der Paramentenwerkstatt Neuendettelsau
In der ersten Folge der KLOSTERLAND-Salon Reihe kam Felicitas von Aretin ins Gespräch mit Beate Baberske, der künstlerischen Leiterin der Paramentenwerkstatt Neuendettelsau. Frau Baberske berichtete über die erfolgreiche Transformation der ehemals von Diakonissen geführten Werkstatt. Die Paramentik, ein traditionelles klösterliches Kunsthandwerk, steht heute vor Herausforderungen durch die Kirchenkrise und den sinkenden Bedarf an liturgischen Textilien. Sie leitet die Werkstatt seit 1996 und prägte sie mit einem unkonventionellen, kreativen Ansatz, der traditionelle Handwerkskunst mit moderner Gestaltung verbindet. Ihr Team aus vier Mitarbeiterinnen arbeitet daran, ein harmonisches Zusammenspiel von Raum, Farbe und Liturgie zu schaffen. Die Werkstatt hat sich erfolgreich am hart umkämpften Markt positioniert. Frau Baberske betonte die Bedeutung von Kreativität und „Verrücktkreativflippigkeit“, um das Handwerk zeitgemäß zu interpretieren. Sie sprach auch über die Notwendigkeit, klösterliche Kunstwerkstätten an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen, um deren Überleben zu sichern. Das Gespräch bot wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und zu den Chancen von Paramentik.
mit Pater Zacharias Heyes, OSB, Abtei Münsterschwarzach
Die zweite Veranstaltung der Salonreihe bot einen Einblick in die vielseitigen Tätigkeiten von Pater Zacharias Heyes. Der Benediktinermönch aus der Abtei Münsterschwarzach teilte seine Erfahrungen aus dem Klosteralltag, zu seiner künstlerischen Tätigkeit und seiner Arbeit in der Gästebetreuung. Er berichtete über die Verbindung von Spiritualität und Handwerk, die sich in seinen Kursen und Kunstwerken widerspiegelt. Zudem sprach er über seine zahlreichen Publikationen, mit denen er klösterliche Weisheiten einem breiten Publikum zugänglich macht. Ein weiteres Highlight war die Vorstellung der Klosterbetriebe der Abtei Münsterschwarzach, die sich zu einer gemeinsam wirtschaftenden Klostermanufaktur zusammengeschlossen haben. Die enge Zusammenarbeit von u.a. Schreinerei, Schmiede und Buchbinderei zeigt, wie Tradition und Moderne harmonisch ineinandergreifen können. Der Abend bot nicht nur spannende Einblicke in die Neuausrichtung von Handwerk in Klöstern, sondern auch eine Gelegenheit zum Austausch mit dem Mönch über eine ganz eigene Lebenswelt. Insgesamt war es ein inspirierender Abend, der zeigte, wie vielfältig und lebendig das Klosterleben sein kann.
mit Bruder Enrico Divina, OFM, Kloster Schwaz
Buchbinderei der Franziskaner
Der KLOSTERLAND-Salon „Buchbinderei – ein altes Klosterhandwerk neu beleben“ bot Einblicke in die traditionsreiche Handwerkskunst der Buchbinderei. Bruder Enrico Divina vom Franziskanerkloster Schwaz berichtete darüber, wie die klostereigene Buchbinderei im Jahr 2000 gegründet wurde und sich zu einem erfolgreichen Betrieb entwickelte. Besonders beeindruckend war sein Blick auf die Verbindung von Handwerk, Spiritualität und Nachhaltigkeit. Ein zentrales Thema des Abends war die 500 Jahre alte Bibliothek des Klosters mit über 45.000 Büchern, die den Anstoß zur Wiederbelebung des Handwerks gab. Bruder Enrico schilderte anschaulich, wie es einer kleinen Klostergemeinschaft gelungen ist, eine jahrhundertealte Tradition in die Moderne zu führen und damit nicht nur wertvolle Bücher zu restaurieren, sondern auch neue Werke in traditioneller Technik zu binden. Es wurde deutlich, dass die Klosterbuchbinderei nicht nur ein zum wirtschaftlichen Überleben des Klosters beiträgt, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung kulturellen Erbes ist.
mit Michael van Ooyen, Goldschmied, Europakloster Gut Aich
Susanne Windischbauer – Europakloster Gut Aich
Die vierte Folge des KLOSTERLAND-Salons mit Frau von Aretin bot einen Einblick in das traditionsreiche Handwerk eines Kirchengoldschmieds. Michael van Ooyen, seit 2020 als Gold- und Silberschmied im Europakloster Gut Aich tätig, sprach über seine langjährige Erfahrung und die Herausforderungen seines Berufs. Besonders eindrucksvoll war sein Bericht über die Restaurierung kostbarer liturgischer Geräte sowie die Schaffung neuer kunstvoller Werke, die Tradition und Moderne verbinden. Das Gespräch beleuchtete zudem die enge Verbindung zwischen Spiritualität und Handwerk. Van Ooyen schilderte, wie die Arbeit mit edlen Metallen nicht nur technisches Können, sondern auch ein tiefes Verständnis für die religiöse Bedeutung der Objekte erfordert. Ebenso thematisierte er den Wandel des Kunsthandwerks im Laufe der Jahrzehnte und die Bedeutung der klösterlichen Werkstätten als Bewahrer alter Techniken.
mit Pater Mauritius Sauerzapf, OSB
Der fünfte Abend in der Kloster-Salon-Reihe widmete sich dem traditionsreichen Beuroner Kunstverlag, dessen Entwicklung und Herausforderungen Pater Mauritius Sauerzapf, OSB, schilderte. Seit 2005 leitet er den Verlag und gab tiefe Einblicke in die Geschichte dieses klösterlichen Betriebs. Er blieb jedoch nicht dabei stehen, sondern wagte auch Ausblicke in die Zukunft, in die kommenden Herausforderungen. Besonders faszinierend war die Erzählung über die Hochzeiten des Verlags, in denen Heiligenbildchen und Kunstdrucke millionenfach verbreitet wurden. Trotz des Rückgangs kirchlicher Aufträge gelingt es dem Verlag bis heute, sich erfolgreich am Markt zu behaupten. Ein zentrales Thema des Gesprächs war die Balance zwischen Tradition und Innovation. Pater Mauritius erläuterte, wie der Verlag seine Nische behauptet, indem er zeitlose religiöse Motive mit modernen Gestaltungselementen verbindet. Zudem wurde diskutiert, wie sich der Wandel des kirchlichen Lebens auf die Verkaufszahlen auswirkt und welche Rolle die Zusammenarbeit mit den sieben weltlichen Mitarbeitenden spielt.
mit Monika Sürie, Handweberin am Kloster Lüne
Foto privat
In der sechsten und letzten Folge des Kloster-Salons stand die traditionsreiche Webkunst des Klosters Lüne im Mittelpunkt. Handweberin Monika Sürie gab spannende Einblicke in ihr Handwerk und die jahrhundertealte Textiltradition des evangelischen Damenstifts. Sie berichtete, wie sie als studierte Innenarchitektin zur Handweberei fand und heute gemeinsam mit zwei weiteren Weberinnen edle Textilien aus Naturmaterialien fertigt. Auch hier war es faszinierend zu hören, wie die Werkstatt die Verbindung von Geschichte und Gegenwart schafft: Während kunstvolle Altardecken, Fastentücher und Antependien aus dem Mittelalter im Textilmuseum des Klosters bewundert werden können, wird die Webtradition in der modernen „Weberei am Kloster Lüne“ lebendig gehalten. Dort entstehen handgewebte Unikate wie Schals, Tischwäsche und Wolldecken – gefertigt mit höchster Sorgfalt und viel Liebe zum Detail. Ein weiteres wichtiges Thema des Abends war die Zukunft des Handwerks. Monika Sürie erläuterte, wie die Unterstützung durch die Heinz-Friedrich-Meyer-Stiftung sowie die beliebten Webkurse dazu beitragen, das Wissen um die alte Kunst weiterzugeben. Insgesamt bot die Veranstaltung einen faszinierenden Einblick in die Welt der Webkunst und machte deutlich, wie wertvoll und lebendig dieses seltene Handwerk auch heute noch ist.
Eine Abrundung bekam die gesamte Reihe der Handwerkssalons, als der Goldschmied Michael van Ooyen, Gesprächspartner in Salon 4 der Reihe, die stärkere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Klosterwerkstätten anregte, um einerseits den Einzelbetrieben eine größeren Erfolg zu sichern, und um andererseits auch den zukünftigen Kunden ein Gesamtprodukt anbieten zu können, das die verschiedenen Handwerke umfasst und doch in seiner Gesamtwirkung wie aus einem Guss erscheint.
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Dr. Felicitas von Aretin - Journalistin / Historikerin / Buchautorin