Landwirtschaft und Gartenbau sind seit jeher ein wichtiger Pfeiler der abendländischen Klosterkultur. Die bäuerliche Bewirtschaftung der oft ausgedehnten Besitzungen stand im Mittelpunkt der körperlichen Arbeit im Kloster und gewährleistete die monastische Autarkie. Auf den klösterlichen Gütern wurden der Getreidebau kultiviert, Gemüse angebaut und der Weinanbau vorbereitet. Durch Züchtungen wurden Obst- und Gemüsesorten an die klimatischen Bedingungen angepasst und in der Entwicklung der Kräuter- und Heilkunde als wissenschaftliche Disziplin leisteten die Ordensbrüder- und Schwestern einen wesentlichen Beitrag.
Auch der mittelalterliche Klostergarten war zunächst ein Nutzgarten, erst ab dem Hochmittelalter kam der Aspekt eines Ruhe- und Gebetsraumes hinzu und erste Zier- oder Lustgärten wurden geschaffen. Ab der Renaissance entstanden schließlich der Gartenkunst verpflichtete Parkanlagen außerhalb des klerikalen Bereichs.
So wurden die Klöster zu Pionieren der Landwirtschaft, zu Entwicklungszentren für die Gesellschaft, später zu Landschaftsarchitekten. Ihr Wissen gaben sie an die Bevölkerung weiter, Bauernsöhne gingen bei ihnen in die Lehre und Landesherren mit Weitblick gründeten weitere Klöster in unterentwickelten Gegenden, die sie mit großen Ländereien ausstatteten.
Die klösterlichen Strukturen im ländlichen Raum prägen die Kulturlandschaft und die gewerblichen Strukturen vielerorts bis heute. So unterschiedlich die Entwicklung der Standorte und ihre Funktion heute, so verschieden wird dieses Erbe aufgearbeitet, fortgeführt und vermittelt: Um dem Auftrag gerecht zu werden, die Schöpfung zu bewahren, wurde die klösterliche Landwirtschaft vielerorts auf eine biologische Wirtschaftsweise mit nachhaltiger Nahrungsproduktion umgestellt und sichert heute nicht mehr nur noch die Lebensgrundlage der Ordensleute, sondern versorgt viele Menschen in der Umgebung. Andernorts steht der Garten im Mittelpunkt der touristischen „Attraktion Kloster“ oder dient der einfachen Entspannung in historischer Umgebung. Oftmals ist das Thema nur noch anhand historischer Quellen vermittelbar, eine Tatsache, die gleichzeitig eine neue, freie Beschäftigung mit dem Themenfeld ermöglicht.
Symposium KLOSTER.LAND.WIRTSCHAFT
Das Thema Klostergärten, klösterliche Landwirtschaft und Wirtschaft im Allgemeinen sind Aspekte der Klosterkultur, die auf der einen Seite durch die Ferne zum Alltag Faszination ausüben und zum Sehnsuchtsthema bzw. -ort werden, andererseits aber auch direkten Bezug zum eigenen Leben und Wirtschaften und so eine Beispielfunktion haben können.
Eine Förderung durch die Landwirtschaftliche Rentenbank ermöglichte dem Verein KLOSTERLAND die Beschäftigung mit dem Thema KLOSTER.LAND.WIRTSCHAFT und die Veranstaltung des gleichnamigen Symposiums am 09.11.2015 im Kloster Lehnin. Das Symposium hatte zum Ziel zu diskutieren, was Klostergärten und die klösterliche Landwirtschaft ausmacht, wie sie sich unter Berücksichtigung ihrer Geschichte heute darstellen, und welche Ansprüche Ordensleute, Besucher und die Gesellschaft im Allgemeinen heute und in Zukunft an sie richten; das heißt, welche gesellschaftliche Funktion sie ausüben können.
Im Rahmen des Symposiums wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion deutlich, dass es sich lohnen wird, weiter das Gespräch der einzelnen Akteure miteinander zu fördern. So formulierte Br. Felix Weckenmann OSB beispielsweise:
„In der Benediktusregel heißt es, wir sollen in den Klöstern zur Ehre Gottes Dinge preiswerter verkaufen als vor den Klostermauern, um der Gefahr zu entgehen, Wucher zu betreiben und uns zu bereichern. Heute ist es gerade im Lebensmittelbereich umgekehrt: Wir tun unserer Gesellschaft und unseren Mitbewerbern einen Dienst, wenn wir den Preis heben, denn das Problem sind nicht die hohen, sondern die niedrigen Preise. Wenn jemand den Mut hat ganz ehrlich zu kalkulieren, ist das sicher im Geist der Regel.“
Auch stellt sich heute dieselbe Frage, der sich die Zisterzienser bereits im Mittelalter stellten, mehr denn je: Ist ein „Mehr“ immer die richtige Entscheidung oder bringt das fortwährende Wachstum nicht irgendwann erhebliche Probleme mit sich? Damals wie heute können wir beobachten, dass das Mehr meist auch mit dem Gegenteil verbunden ist, einem Verlust von Maß und Ethik. Dass maßvolles und nachhaltiges Wirtschaften zwar der mühsamere aber richtige Weg zur „Bewahrung der Schöpfung“ ist und zugleich dem Wunsch nachkommt, möglichst autark und „von der eigenen Hände Arbeit zu leben“, haben inzwischen nicht nur viele Ordensgemeinschaften erkannt und sich auf den Weg in eine ökologische Landwirtschaft gemacht. Weltweit ist inzwischen bekannt, dass die wachsende Nachfrage zukünftig nur gedeckt werden kann, wenn die Fruchtbarkeit der Erde erhalten wird. Hier können Klosterprodukte, von denen die Kunden sogar erwarten, dass sie sinnhaft und im Einklang mit der Schöpfung entstanden sind, sensibilisieren und Botschafter sein, im Kleinen zeigen, was im Großen zu bedenken ist.