Das deutsche Wort „Meister“ leitet sich vom lateinischen „Magister“ ab. Solche Menschen haben besondere Fähigkeiten und sie geben diese an andere weiter. Das ist ein starker Auftrag an alle, die etwas besonders gut können: Fähigkeiten nicht für sich zu behalten, sondern sie mit anderen zu teilen. Der Meister ist damit auch Lehrer. Meisterliche Menschen haben also eine soziale Verantwortung.
Wir alle kennen den Satz aus dem Volksmund: Übung macht den Meister! Hier kommt eine besondere Dimension des Menschseins ins Spiel: Zwar sind Menschen mit sehr unterschiedlichen Begabungen ausgestattet, aber diese sind lediglich wie Keime zu verstehen. Fähigkeiten sind noch wie im Kokon eingefaltet. Wenn dann die Zeit reif dafür ist, bersten die harten Schalen und der Schmetterling entfaltet seine wundervollen Flügel im Licht der Sonne.
Es wird deutlich, dass das Gefälle zwischen Meister und Schüler ein graduelles ist. Jeder kann sich und eigene Fähigkeiten entwickeln. Jeder Mensch kann wachsen. Der Meister ist ein Mensch, der an den Menschen glaubt und der in anderen mehr sehen kann, der sie steigert und der auch in Schmerzen und Krisen zur Seite steht.
Dabei gibt es nicht den einen Weg, sondern nur den je eigenen. Meister ahnen die Richtung und stehen zur Seite. Sie geben ein Beispiel, ohne zu bevormunden oder zu früh etwas zu verlangen, wozu der Schüler noch nicht reif ist.
Benedikt sieht im Abt einen Meister des geistlichen Lebens, wenn er schreibt „Er macht alles Gute und Heilige mehr durch sein Leben als durch sein Reden sichtbar. Einsichtigen Jüngern wird er die Gebote des Herrn mit Worten darlegen, hartherzigen aber und einfältigeren wird er die Weisung Gottes durch sein Beispiel veranschaulichen.“ (Benediktsregel Kapitel 2, 12) „Er muss wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen zu führen und der Eigenart vieler zu dienen. Muss er doch dem einen mit gewinnenden, dem anderen mit tadelnden, dem dritten mit überzeugenden Worten begegnen. Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes einzelnen soll er sich auf alle einstellen und auf sie eingehen.“ (Benediktsregel Kapiel 2, 31f.)
Meister sein heißt also vor allem, anderen zu dienen.